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Welicoruss, Ad Nemori, Entoria und Prophet of Pain

 

Am 02.11.2018 lockte uns die Death-Black-Trash-Atmospheric-Metal-Mischung aus Entoria, Prophet of Pain, Welicoruss und Ad Nemori ins Jugendzentrum Aquarium in München-Pasing. Auf Entoria und Ad Nemori freuten wir uns besonders, da uns Entoria bereits im März 2016 in der Garage Deluxe live voll überzeugt hatten, ebenso wie Ad Nemori beim Kulturspektakel in Gauting im Juli 2018. Prophet of Pain und Welicoruss kannten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht genauer, beim kurzen Vorab-Reinhören wurde uns aber schnell klar, dass auch sie musikalisch auf unserer Wellenlänge lagen und dass das Gesamtpaket an diesem Abend äußerst stimmig zu werden versprach.

 

Wir betraten um 19 Uhr das schnuckelige Jugendzentrum, wo wir an der Abendkasse gleich freundlich begrüßt wurden – und waren uns sofort einig: 10 Euro für vier Bands, das ist fast geschenkt und viel zu wenig! Aber so ist das eben oft: Der Wert ist nicht immer an den Preis gekoppelt, sonst hätten wir an dem Abend eine ganze Menge bezahlt – denn, um kurz vorzugreifen: der Abend wurde zu einem wahrlich gelungenen und kostbaren Konzert-Erlebnis.

 

Eine halbe Stunde nach Einlass starteten Entoria vom ersten Ton an sehr leidenschaftlich und kraftvoll ihren Gig, sie begannen mit dem Song Albtraum vor noch fast leerer Halle, die sich nun aber zunehmend füllte. Der Sänger Max schrie und growlte sich die Seele aus dem Leib, brachte die ersten Köpfe im Publikum zum Schwingen, ein wohlig-düsteres Metal-Feeling legte sich über den Raum. Zwischen roh gekrächzter und geplärrter Verzweiflung und Wut keimten immer wieder warme Melodien auf, die sich in die Gehörgänge schmeichelten und auch die rauen Töne äußerst bekömmlich und eingängig werden ließen.

 

 

 

Nach einer kurzen Umbaupause legten Prophet of Pain los und rissen von Beginn an mit ihrer Energie und ihrer Spielfreude mit. Besonders die tiefen Growls des Sängers Phil waren ein herzhafter Genuss, die Kombi aus melodischen Death-und Blackmetalriffs und brachialem Trashsound überzeugten das Publikum sicht- und hörbar. Köpfe schwangen, Horns reckten sich in die Luft, nach jedem Song wurde applaudiert und gejohlt. Als einige Minuten wegen eines technischen Problems überbrückt werden mussten, versuchte sich Phil als Witzeerzähler, seine »Flachwitze« zündeten beim Publikum deutlich weniger als zuvor die Musik, dennoch war diese Einlage auf alle Fälle sympathisch und auflockernd. Dann war das technische Problem ohnehin gelöst und es ging mit leidenschaftlich dargebotenem Metal weiter.

 

Welicoruss waren der Main Act des Abends und spielten deshalb auch doppelt so lang wie die anderen drei Bands. Die Symphonic-Black-Metaler aus Prag bzw. Novosibirsk waren allein optisch eine Freude, mit ihrem düster-martialischen Outfit und der schwarz-weißen Körperbemalung. Die Metalfans waren inzwischen richtig warmgelaufen, überall sah man Haarmähnen fliegen und Fäuste bzw. Horns in die Luft wirbeln. Die Bands heizte ihren Fans weiter ein, überzeugte mit leichtfüßigen Melodien und schwer-stampfenden Black-Elementen und brachte eine sibirische Kälte ins Aquarium, die in dunkle, schaurig-schöne Welten entführte.

 

Ad Nemori rundeten den Abend mit ihrem Atmospheric-Death-Metal wunderbar ab. Hier konnte man in herrlichen Melodien und wehmütigen doomigen Passagen schwelgen und zugleich kräftige Growls und rasende Blast Beats tanken. Ad Nemori kreieren Metal, in den man sich richtig hineinfallen lassen kann, bei dem man den Moment zelebriert und die Schönheit und Kraft der Musik genießt, während alles andere weit von einem abrückt und man innerlich ganz ruhig wird und bei sich ankommt. Damit sind Ad Nemori ein wahrer Energiequell, sie erzeugen eine fast meditative Stimmung und eine dichte, warme Atmosphäre, in der man sich einfach nur wohlfühlt. Die wilden Death-Elemente sorgen dafür, dass die Musik nie zu sanft wird und jeder Song die Metalerseele rundum verzückt und berührt. Mit einer gekürzten Version von Stone´s Creek aus ihrem Album Pyre setzten sie an diesem Abend einen passenden Schlussakkord und hinterließen kurz vor Mitternacht ein ausgepowertes, zufriedenes und beglücktes Publikum.

 


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