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REVIEW | 9. Februar 2020 | ALCEST

9. Februar 2020

ALCEST

with special guests: Birds in Row, Kaelan Mikla

Einlass: 19:00 Uhr

Beginn: 19:30 Uhr

Location: Technikum

 

https://www.facebook.com/alcest.official/

https://www.alcest-music.com/home/spiritual-instinct

https://alcest.bandcamp.com/album/spiritual-instinct

https://target-concerts.de/veranstaltungen/

 

Zur Historie ...

(gw) Alcest – ist eine von Stéphane Paut (im Bild, Pseudonym Neige) gegründete französische "Band" aus der Nähe von Avignon. Band ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck! Bei ALCEST handelt es sich ursprünglich um ein musikalisches Soloprojekt, welches im Jahr 2000 vom damalig 15-jährigen Buben Stéphane initiiert wurde - ganz mit der Zielsetzung rauen und kältestkalten Black Metal zu spielen. Neige wandte sich mit der 2005 herausgegebenen EP Le Secret vom Black Metal ab, hin zu dem für Alcest heute bekannten Sound (BlackGaze - Post Rock) ... obwohl: die Musik von Alcest lässt sich gewiss nicht ganz glasklar in irgendwelche Schubladen stecken ... wie auch immer ... Auch wenn die Musik von Alcest zu Beginn der Karriere im Black Metal verwurzelt ist, lehnt Sänger Neige Vergleiche mit der Musikrichtung ab. 2010 stieß dann Jean Deflandre (bekannt unter dem Pseudonym Winterhalter) welcher zuvor schon als Sessionmusiker bei Alcest spielte, als vollwertiges Bandmitglied dazu. Ab 2012 gingen die beiden regelmäßig auf Konzertreisen ...  im Grunde nach überall, wohin man reisen kann - Festivals fehlten dabei freilich auch nicht, 2018 waren sie beispielsweise beim größten Metal-Festival in Süddeutschland (SUMMER BREEZE) zugegen. ALCEST sind fleißig und kreativ! Das im Oktober 2019 erschienene (und hochgelobte) Album Spiritual Instinct knüpft – im Gegensatz zu den vorherghenden Alben – wieder an die Black-Metal-Wurzeln von Neige an (ohne dass er dabei die Fahnen des Black Metals zu sehr schwenkt) und fokussiert sich mehr auf die Riffs, die dem Album einen metal-lastigeren Sound verpassen. (By the Way ... das genannte Album landete bei der Rangliste der besten 100 Metal-Alben des Jahres 2019 (Metal.de) ... auf Platz 27. Das kann sich sehen lassen!)


Nun aber zum Konzertabend selbst: All das gerade eben beschriebene bestätigte sich an diesem windigen Sonntag - das Sturmtief "Sabine" kündigte sich bereits an, als sich die Halle zunehmend füllte. Pünktlich um 19.30 starteten Kælan Mikla, die einen sehr guten, aber auch sehr skurrilen Auftritt hinlegten!

Die Musik der isländischen Band Kælan Mikla ist dunkel, geheimnisvoll und erinnert ein wenig an Bauhaus und lässt keinerlei Frohmut zu. Ein dunkler Bass im Kontrast zu dem teils schrillen und fast schreienden Gesang Laufeys, unterstützt von Halleffekten erzeugen eine apokalyptische Atmosphäre. Sie selbst bezeichnen ihre Musik als „no wave, poetry punk“. Ich persönlich sehe den Stil von Kælan Mikla ganz deutlich in der Dark-Wave-Szene der 80er verortet. Freilich ist leicht festzustellen, dass die drei Mädels aus Island gewiss sehr viel später als in den 80ern geboren wurden. In jedem Fall wurde ich musikalisch gleich zu Beginn des Abends quasi 30-40 Jahre in der musikalischen Historie zurückkatapultiert (was nicht immer etwas Schlechtes bedeutet). In jedem Fall brachten die Isländerinnen das Gefühl auf der größten Vulkaninsel der Erde, gelegen leicht südlich des nördlichen Polarkreises, zu leben, sehr gut rüber.   

 

https://kaelanmikla.bandcamp.com/

https://www.facebook.com/Kaelanmikla/ 


Ganz anders: Birds in row

 

Die Band wurde 2009 gegründet. Die Gründer sind namentlich leider aber nicht bekannt. Die drei Jungs aus der kleinen Stadt Lavel (östlich von Paris liegt) reisen seit einigen Jahren kreuz und quer durch Europa. Die Mischung aus Sludge, Punkrock und dem krächzend-heiseren Gesang hat das Publikum an diesem Abend, welches gewiss noch zahlreich in den isländischen Sphären der Vorgängerinnen schwebte, ganz sicher etwas aufgeweckt (-geschreckt?). Die Bandmitglieder nennen sich B. / Q. / J. - (ein Vokalist, ein Bassist, ein Schlagzeuger) - die Anonymität gehört offenbar irgendwie (wie es scheint) auch zum "Konzept". Macht Anonymität interessanter? Ich wage es nicht zu beurteilen. BIRDS IN ROW haben mich leider nicht in der Weise erreicht, wie es gewiss deren Absicht gewesen wäre. Liegt aber wohl auch daran, dass ich mit Punkrock im Allgemeinen eh nicht so viel anfangen kann. Der Auftritt war gut und energetisch! Die Burschen haben alles gegeben - keine Frage - von daher war ich vollends zufrieden - auch, wenn die Musik eben nicht unbedingt meinen Geschmack traf. 

 

http://birdsinrow.free.fr/

https://www.facebook.com/birdsinrow/

Danach gings weiter mit dem Highlight des Abends! Alcest ...

 

Ich habe mich im Vorfeld des Konzerts sehr intensiv mit Alcest befasst, so hörte ich mir alle bisher erschienen sechs Alben an. Die bisherige Geschichte des Musikprojekts von Neige, dem Sänger von Alcest, hat mich zutiefst beeindruckt, von daher war ich freudig gespannt auf das Konzert. Ich wurde nicht enttäuscht! Alcest zeigte das gesamte Spektrum ihres Könnens: großartige Kompositionen mit einem Hauch von Verzweiflung und ja, tatsächlich mit einer leichten "Note" von Black Metal - nah dran am Black Metal ... und dann wieder doch nicht. Blackgaze eben: melodische, mehrstimmige Gitarrenwände, elektronische Effektgeräte, lange ruhige Passagen mit Hall- und Flanger-Effekten! Eine entsprechende Wirkung machte sich in der Halle breit ... entspannt, sinnierend, mystisch, so fasse ich den Abend für mich zusammen. Toller Auftritt, danke ALCEST!

 

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